Ihre Arbeit wurde mehrfach in Wettbewerben prämiert und seit 1999 in verschiedenen Magazinen und Anthologien veröffentlicht.
Barbara Koch
Wehklage für einen illegalen Immigranten
Kein Mond, nur Fischer
sind das Singen der See gewöhnt,
das Herablassen der Netze. Das Deck
versilbert von Meeresversen,
die Halbtöne und Sopranstimmen der Fische
verstummt in Liederbüchern aus Eis
Etwas sang nicht, buckelte
ins Netz, plumpste auf das Deck,
seine Ohren hörten keine Noten, seine Augen
waren blind für die Männer die es umringten,
seine Kehle verstopft von Worten,
die niemand hören würde.
Sie ließen den schlauen Oktopus
zur Schiffseite schleichen, vergaßen
den Bogen und Sprung der Brasse zu stoppen.
Die See stöhnte, der Fisch
glitt aus dem Takt, die Möwen
kreischten wie gerissene Seiten.
Die Männer tauten auf, schlugen
was nicht sang, was für Worte verloren war,
über das zischende Deck. Kippten
was keine Hoffnung hatte, niemals eine Hoffnung gehabt hatte,
zurück ins Meer. Kein
Wort, keine Hymne, kein Gebet.
Aber die Fetzen seiner Kleidung weinten. Die See
schlug ihre Fäuste gegen das Boot. Und der Wind erhob sich
und heulte bis zur Morgendämmerung.
Übersetzt von Barbara Koch
Klagelied für einen illegalen Einwanderer
Kein Mond, Fischer jedoch
sind gewöhnt daran und an den Gesang des Meeres,
den Sopran der Netze. Die Decks
versilbert mit Meeresversen,
die halben Noten und Oberstimmen der Fische
zum Schweigen gebracht in Gesangbüchern aus Eis.
Etwas sang nicht, schleppte sich
in das Netz, schlug dumpf auf das Deck.
Seine Ohren hörten keine Noten, seine Augen
waren blind den Männern ringsum,
seine Kehle würgte mit Worten,
die niemand hören konnte.
Sie ließen den schlauen Oktopus
sich zu des Schiffes Seite schlängeln, vergaßen
den Bogen aufzuhalten und den Sprung der Brassen.
Das Meer stöhnte, die Fische
verstimmten sich, die Klippenmöwen
brachen aus in Gekreische wie gerissene Saiten.
Die Männer tauten auf, schlugen,
was nicht sang, was nach Worten suchte
über das zischende Deck. Warfen, was
keine Hoffnung hatte, nie eine Hoffnung gehabt hatte
zurück ins Meer. Kein
Wort, kein Hymnus, kein Gebet.
Aber die Lumpen seiner Kleider weinten. Das Meer
schlug seine Fäuste auf das Boot. Und der Wind erhob sich
und heulte bis zum Morgengrauen.
Übersetzt von Chrissanti Moukrioti
Wehklage für einen illegalen Immigranten
Kein Mond, aber Fischerleute
sind gewöhnt daran und an den Gesang der See,
den Diskant der Netze. Die Decks
versilbert mit Meeresversen,
die Halben und Soprane der Fische
verklungen in Liederbücher aus Eis.
Irgendwas sang nicht, krümmte sich
in das Netz, prallte auf das Deck.
Seine Ohren hörten keine Klänge, seine Augen
waren blind für die Männer rundherum,
seine Kehle würgte an Worten
die keiner hören konnte.
Sie ließen den schlauen Kraken sich
an der Schiffsseite schlängeln, vergaßen zu stoppen
das Hüpfen und Springen der Brasse.
Die See stöhnte, die Fische
entschlüpften verstimmt, die Möwen
verschleuderten Schreie wie gerissene Saiten.
Die Männer tauten auf, prügelten das
was da nicht sang, was verloren war für Worte,
über das zischende Deck. Kippten das, was da
keine Hoffnung hatte, nie gehabt hatte,
zurück in die See. Kein
Wort, keine Hymne, kein Gebet.
Aber die Lumpen seiner Kleider schrieen. Die See
schlug ihre Fäuste gegen das Schiff. Und Wind erhob sich
und heulte bis zur Dämmerung.
Übersetzt von Julia Offermann