Anna Hubrich
Klettverschluss
Sie hatte drei letzte Anproben, prüfte die Speisenfolge nochmals, überdachte
die Tischordnung. Er wählte silberne Manschettenknöpfe, bestellte Champagner,
studierte seine Rede vor dem Spiegel ein. Sie sprachen von nichts anderem mehr;
ihre Träume erfüllt von glücklich-bis-ans-Ende-ihrer-Tage. Sie schliefen kaum.
Der große Tag war gekommen, die Sonne schien und der Himmel war wolkenlos.
Alles verlief nach Plan, sie brachten sogar das eine oder andere angespannte Lächeln hervor.
Dann standen sie am Altar, kurz vor dem Kuss. Jetzt oder nie.
Leise öffnete sich der Klettverschluss, langsam glitt das Kleid über ihre
gepuderten Schultern und fiel zu ihren Füßen in anmutige Falten.
Übersetzt von Anna Hubrich
Klettverschluss
Sie hatte drei letzte Anproben, prüfte die Menüfolge nochmals, studierte gründlich
die Tischordnung. Er wählte silberne Manschettenknöpfe, bestellte Champagner,
probte seine Rede vor dem Spiegel. Sie sprachen von nichts anderem mehr;
ihre Träume erfüllt von märchenhaftem Glück. Sie schliefen kaum.
Der große Tag kam, die Sonne schien und der Himmel war strahlend blau.
Alles verlief nach Plan, sie brachten sogar manch angespanntes Lächeln zu Stande.
Danach standen sie vor dem Altar, gerade dabei sich zu küssen. Jetzt oder nie.
Lautlos löste sich der Klettverschluss, langsam glitt das Kleid von ihren
gepuderten Schultern herab, um sich in anmutigen Falten um ihre Füße zu legen.
Übersetzt von Chrissanti Moukrioti
Klettverschluss
Sie hatte drei letzte Anproben, prüfte minutiös Menus, studierte
Sitzpläne. Er wählte silberne Manschettenknöpfe, bestellte Champagner,
übte seine Rede vor dem Spiegel. Sie sprachen von nichts anderem;
ihre Träume waren voll von Happy Ends. Sie schliefen kaum.
Der große Tag brach an, die Sonne schien und der Himmel war makellos.
Alles verlief nach Plan, sie brachten sogar ein paar knappe Lächler fertig.
Nachher standen sie am Altar, bereit, sich zu küssen. Es hieß jetzt oder nie.
Still löste sich das Klebeband, langsam rutschte das Kleid von ihren
gepuderten Schultern und fiel in anmutigen Falten um ihre Füße.
Übersetzt von Nils Osowski
Klettverschluß
Sie machte drei letzte Anproben, ging noch mal das Menu durch, überlegte die Tischordnung. Er entschied sich für Silber-Manschettenknöpfe, bestellte den Champagner, übte seine Rede vor dem Spiegel. Sie sprachen nur noch darüber;
ihre Träume in Erfüllung gegangen bis in die Ewigkeit. Sie kamen kaum zum Schlafen.
Endlich der große Tag – die Sonne strahlte, der Himmel war makellos blau.
Alles verlief wie geplant, es gelang ihnen sogar hin und wieder angespannt zu lächeln.
Dann waren sie da, vor dem Altar, im Begriff sich zu küssen. Es galt jetzt oder nie.
Geräuschlos gab der Klettverschluß nach, das Kleid streifte langsam über ihre gepuderten Schulter und sank zu ihren Füssen in anmutigen Falten.
Übersetzt von Aprilia Zank