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Wir begrüßen Sie ganz herzlich auf dem Blog des internationalen Übersetzerprojektes poetry tREnD. Sie finden hier Texte, die wir nach dem Werkstatt-Prinzip übersetzt haben. Wir wünschen Ihnen beim Lesen viel Spaß!


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Sonntag, 13. Juli 2008

Maggie Harris ist in Guyana geboren und emigrierte 1971 nach Großbritannien. Mit ihrer ersten Gedichtsammlung Limbolands gewann sie 2000 den Guyana prize for Literature. Ihre zweite Sammlung From Berbice to Broadstairs kam 2006 heraus. Als Stipendiatin der Arts Council South-East arbeitet sie derzeit an The Conch Shell, einer Erinnerung an ihre Kindheit in Guyana. Sie leitet zudem zahlreiche literarische Workshops für Kinder und Erwachsene, unter anderem einen Kurs für Kreatives Schreiben an der Kent University, wo sie mit dem T. S. Eliot Prize ausgezeichnet wurde. Ihre Werke - Prosa, Essays, Kurzgeschichten und Lyrik - wurden bei Virago, Little Brown, Equinox und Poetry Wales, sowie in Wasafiri, The SHOp, Agenda und Poetry News veröffentlicht.

Sabine Stiglmayr

Sonett für eine portugiesische Frau

Du kümmertest dich nicht um Schiff oder See, außer
um die Ladung, die zählte – Neuseelandbutter,
Sardinen, Streichhölzer, Kerosin.
Kriegskinder
waren Deine Sorge – ölfleckige, süße Kinder,
mit krausem Kopf und staubigen Knien formten sie eine Litanei aus
Deiner Mundvoll Namen: Angelina Carmelita Petronella
Machado. Mutter.
Rosenkranz-pustender Mund voller Beschwörung
und Not, niemals sprach er von jener andren missglückten Ernte,
jener Arsch aufreißenden Madeira-Ernte, die
Bauern zwang, Seeleute zu werden und dort an Bord zu gehen,
wo Kruzifixe rosteten am Salz der Schlüsselbeine.
Nein. Treib nur jenen Eselskarren dort an und erzähle uns Märchen
von der Meerjungfrau, die an einer unbekannten Bucht in Demerara strandete
und wußte, wie man Flossen zu Füßen macht.
-
Übersetzt von Julia Offermann


Sonett für eine Portugiesische Frau

Du hättest Dich nicht geschert um Schiffe oder Meere, ausgenommen
der Kargo, die zählte – Neuseelandbutter,
Sardinen, Zündhölzer, Kerosin.
Kinder der Kriegszeit
lagen Dir am Herzen – ölverschmierte, zuckersüße Kinder,
mit krausigen Köpfen, staubigen Knien, die eine Litanei aus
Deinem zungenbrecherischen Namen formten: Angelina Carmelita Petronella
Machado. Mutter.
Ein Mund, den Rosenkranz herausblasend, erfüllt von Beschwörung
und Notwendigkeit, so sprachst Du nie von dieser anderen missglückten Ernte,
diese arsch-aufreißende Madeira Ernte,
die Bauern dazu zwang, Seeleute zu werden und auf Schiffe zu gehen,
wo Kruzifixe rosteten auf salzigen Schlüsselbeinen.
Nein. Treib nur diesen Eselkarren da an und erzähl’ uns Geschichten
von einer Meerfrau, hinaufgespült einen Süßwasserbach in Demerara,
mit dem Wissen, wie man Flossen in Füße verwandelt.

Übersetzt von Maria Luise Schlay



Sonett für eine Portugiesin

Du hättest dir nichts aus Schiffen und Meeren gemacht, wäre da nicht
das Frachtgut gewesen, auf das es ankam – neuseeländische Butter,
Sardinen, Streichhölzer, Petroleum.
Kriegskindern
galt dein Interesse – ölverschmierten, zuckerverklebten Kindern,
krausköpfig, die Knie staubig, formten sie eine Litanei aus
deinen schwer aussprechbaren Namen: Angelina Carmelita Petronella
Machado. Mother.
Rosenkranz schnaubender Mund voller Beschwörung
und Notwendigkeit, niemals spricht er von dieser anderen gescheiterten Ernte,
dieser Arsch aufreibenden Ernte auf Madeira,
die, die Farmer zwang, Seeleute zu werden und Schiffe zu besteigen
wo Kruzifixe auf Schlüssel-Salz-Beinen verrosteten.
Nein. Treib nur den Eselkarren an und erzähle uns von dem Meerweib,
das an einer Süßwasserströmung in Demerara ans Ufer gespült wurde
und das Wissen besaß, Flossen in Füße zu verwandeln.

Übersetzt von Sabine Stiglmayr



Sonett für eine Portugiesin

Schiffe und Meere waren dir gleichgültig, nur
die eine Fracht zählte: Butter aus Neuseeland,
Sardinen, Streichhölzer, Petroleum.
Kriegskinder
waren deine Sorge – Kinder voller Ölflecken und Zuckerstaub,
mit krausem Haar und schmutzigen Knien, die deine Namen:
Angelina Carmelita Petronella
Machado. Mutter
in einer Litanei auf ihren Lippen lob priesen
Der Rosenkranz sprudelte aus deinem Mund wie eine Beschwörung
in der Not, nicht mal ein Wort hast du über die andere Ernte verloren,
diese arschaufreißende, zunichte gemachte Madeira Ernte,
die, die Bauern zwang auf Schiffe zu gehen und Seemänner zu werden,
wo Kruzifixe auf salzzerfressenen Schlüsselbeinen rosteten.
Nein. Nur weiter den Eselkarren anspornen, uns Geschichten erzählen
von einer Meerfrau, in einer Süßwasserbucht in Demerara gestrandet,
die wußte, wie man Flossen in Füße verwandelt.

Übersetzt von Aprilia Zank