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Wir begrüßen Sie ganz herzlich auf dem Blog des internationalen Übersetzerprojektes poetry tREnD. Sie finden hier Texte, die wir nach dem Werkstatt-Prinzip übersetzt haben. Wir wünschen Ihnen beim Lesen viel Spaß!


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Montag, 30. Juni 2008

Louisa Hooper wurde geboren in London und wuchs auch dort auf. Sie machte ihren Hochschulabschluß in Englischer Literatur an der Cambridge University und den Masters in Kreativem Schreiben in Bath Spa. Nachdem sie Englisch in Japan und Großbritannien unterricht hat, arbeitet sie jetzt im Verlagswesen. Sie schreibt schon seit einigen Jahren Lyrik, und ihre Werke erschienen in der Anthologie I Am Twenty People! (Enitharmon 2007). Ihre Gedichte wurden auch in Tabla, Magma und Citizen 32 veröffentlicht, und 2001 gewann sie einen Preis bei der Barnet Open Poetry Competition. Sie ist Mitherausgeberin der Zeitschrift Brittle Star und war in der Jury beim Koestler Lyrikwettbewerb im Jahre 2007.

Aprilia Zank


Bettler in der U-Bahn

Wenn du sterben würdest, stellen wir es uns einfach vor –
es kostet mich letztendlich nichts –
in Farbe, sagen wir du wirst erstochen,
blutnaß, rot dein Hemd, dein Gesicht verzerrt vor Schmerz
und mit der Bemühung ganz gefasst zu bleiben,
ganz ordentlich in deinem Todeskampf,
beleidigst du mich, setzt meine Anteilnahme aufs Spiel,
ich würde immer noch meine Augen in mein Buch versenken,
nichts sehen als eine alte Wage,
ungleich hängend, während eine ungesehne Hand
noch einen Stein auf die linke Seite legt;
dann schockiert - eine ja eine Sekunde lang, vielleicht mehr,
dass ich dir nicht helfe, würde ich mich schnell
in der Suche nach Worten für diese erste Zeile verlieren.

Übersetzt von Barbara Koch



Der Bettler in der U-Bahn

Wenn du gerade sterben würdest, stellen wir’s uns vor –
es kostet mich fast nichts nach alldem –
in Technicolor, sagen wir, du wärst gerade eben erstochen worden,
Blut trieft rot durch dein Hemd, das Gesicht verzerrt vor Schmerz
und bei dem Bemühen ganz höflich zu
bleiben, um nicht wüst zu wirken in deinem Todeskampf, beleidigst
du mich, gefährdest mein Mitgefühl,
würde ich dann immer noch meine Augen in dieses Buch versenken,
nichts als eine antike Waage sehen,
die ungleich hängt, während eine unbeachtete Hand
noch einen weiteren Stein der linken Seite hinzufügt;
dann schockiert so für eine Sekunde, vielleicht auch länger,
dass ich dir nicht helfe, verliere ich mich schnell
im Ersinnen der Wörter für diese erste Zeile.

Übersetzt von Chrissanti Moukrioti



Der Bettler in der U-Bahn

Stell dir vor, wenn du jetzt sterben würdest -
schließlich kostet es mich fast nichts -
in Farbfilm, sag, dass du gerade erstochen wurdest,
blutig & nass, rot ist dein Hemd, das Gesicht angespannt von Angst
und mit der Anstrengung ziemlich höflich
zu bleiben, damit ich in deiner Agonie nicht verloren, greifst du
mich an, gefährdest meine Zuneigung,
ich würde immer noch meine Augen in diesem Buch verschließen,
und würde nichts als eine alte Waage seh'n
uneben hängend wie eine unsichtbare Hand, die
noch einen Stein auf die linke Seite legt;
dann geschockt für eine Sekunde oder vielleicht mehr,
dass ich dir nicht helfe, weil ich mich schnell
in Gedanken bei den Worten für den Anfang verloren habe.

Übersetzt von Michael Preidel



Bettler in der U-Bahn

Lägest du im Sterben, stellen wir uns mal vor --
es kostet mich ja so gut wie nichts –
in Farbe, sagen wir mal, erstochen,
blutüberströmt, Hemd rot, Gesicht von Schmerzen verzerrt
dabei doch stets bemüht höfflich zu bleiben
ja nicht im Todeskampf verwirrt zu erscheinen,
mich zu kränken, mein Mitgefühl zu gefährden,
würde ich wohl noch immer in diesem Buch starren,
nichts anders wahrnehmen als eine uralte Waage
schief hängend als eine unsichtbare Hand
auf den linken Teller noch ein Gewicht hinlegt
und dann für einen Augenblick oder länger schockiert,
daß ich gar nicht dir zur Hilfe eile, schnell mich vertiefe
ins Grübeln über die für die erste Zeile passenden Worte.

Übersetzt von Aprilia Zank