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Sonntag, 15. Juni 2008

Über Martina Evans:
Martina Evans wuchs als die jüngste von zehn Geschwistern im County Cork, Irland, auf. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Röntgenassistentin in Dublin und ging 1988 nach London, um dort ihren Beruf auszuüben. Seit 1996 widmet sich Martina hauptberuflich dem Schreiben. Ihre erste Gedichtsammlung ist 1995 unter dem Titel The Iniscarra Bar and Cycle Rest (Rockingham Press) erschienen; es folgten die Sammlungen All Alcoholics Are Charmers (Anvil Press, 1998) und Can Dentists Be Trusted? (Anvil Press, 2004). Außerdem hat Martina bereits drei Romane veröffentlicht – Midnight Feast (Sinclair-Stevenson, 1996), The Glass Mountain (Sinclair-Stevenson, 1997) und No Drinking No Dancing No Doctors (Bloomsbury, 1999). Sie wurde bereits mit dem Betty Trask Award und einem Arts Council of England Writer’s Award ausgezeichnet.
(c) Maria Luise Schlay

Die australische Decke

Einige Besucher brachten sie
vor vielen Jahren. Sie war aus Kaschmir
glaube ich, zu gut jedenfalls
sagte meine Mutter, für ein Picknick.
Beige und milchig kakaofarben
pink-braun und cremeweiß, sie roch
süß und nussig wie diese
weichen, kuscheltierartigen Kängurus, Koalas und Wallabys
die ich mir unter meinen corkonischen Füßen vorstellte,
wie sie dahin hüpften in einer heißen Traumwelt voll von Gummibäumen
wo der Kookaburra sich kaputtlachte.
Die Lippen meines Vaters vor Begeisterung geschürzt
wenn er den Namen der Stadt Geelong aussprach,
als machte er sich bereit in ein
unsichtbares Didgeridoo zu blasen.
Ich hielt meine Nase an die gefaltete Süße der Decke,
flüsterte
Känguru, Koala, Wallaby,
dachte an zukünftige Picknicks
wenn die Decke alt genug wäre
um sie mitzunehmen und unten am Fluss auszubreiten.
Jahre später suchte ich in der Waschküche
und fand sie, noch immer gefaltet, alt und merkwürdig
geruchlos. Die Motten hatten sie ganz zerfressen
und als ich sie auffaltete formten die Löcher
ein Muster wie die Schneeflocken und Sterne
die wir aus Papier ausschnitten vor vielen Jahren.

Übersetzt von Anna Hubrich
---

Der australische Teppich
-
Besucher hatten ihn mitgebracht,
vor Jahren. Er war aus Kaschmir
denke ich, zu gut jedenfalls
für Picknicks, sagte meine Mutter.
Beige und milchig kakaofarben
pinkbraun und creme, roch er
süß und nussig wie diese
weichen kuscheltierartigen Kängurus, Koalas und Wallabies,
die ich mir unter meinen korkonischen Füßen vorstellte -
hüpfend in einer heißen Welt aus Gummibäumen,
wo sich der Kookaburra totlacht.
Die Lippen meines Vaters kräuselten sich vor Vergnügen
wenn er den Namen eines Ortes - genannt Geelong - aussprach,
als ob er sich darauf vorbereitete
in ein unsichtbares Digeridoo zu blasen.
Ich steckte meine Nase in die gefaltete Süße des Teppichs,
und flüsterte
Känguru, Koala, Wallaby,
dachte an zukünftige Picknicks
wenn der Teppich alt genug sein würde
mit hinausgenommen und ausgebreitet zu werden – unten am Fluss.
Jahre später, als ich in der Wäschekammer suchte
Fand ich ihn, noch gefaltet, alt und merkwürdig
geruchlos. Die Motten hatten mitten durch gefressen
und wenn ich ihn öffnete, dann formten die Löcher
ein Muster wie die Schneeflocken und Sterne
die wir aus Papier gemacht hatten, vor Jahren.

Übersetzt von Barbara Koch

Die australische Decke

Besucher brachten sie mit
Jahre zuvor. Sie war aus Kaschmir,
glaube ich, zu gut jedenfalls,
sagte meine Mutter, für Picknicks.
Beige und milchschokoladenbraun,
rosa-braun und cremefarben, roch sie
süß und nussig wie diese
kuscheltier-weichen Känguruhs, Koalas und Wallabys,
die ich mir vorstellte unter meinen Corker Füßen, wie sie
entlanghüpften in einer heißen Traumwelt von Gummibäumen,
wo sich der Kookaburra um Kopf und Kragen lachte.
Meines Vaters Lippen schürzten sich vor Vergnügen
als er den Namen eines Ortes aussprach: Geelong,
als ob er sich zu blasen fertigmachte
in ein unsichtbares Didgeridoo.
Ich bohrte meine Nase in die gefaltete Süße der Decke
Wisperte
Känguruh, Koala, Wallaby,
dachte an kommende Picknicks
wenn die Decke alt genug wäre, daß man sie
hinausnähme und ausbreitete unten am Fluß.
Jahre später, auf der Suche in der Waschküche
fand ich sie, immer noch gefaltet, alt und seltsam
geruchslos. Die Motten hatten sich durchgefressen
und als ich sie aufschlug, formten die Löcher
ein Muster wie jene Schneeflocken und Sterne
die wir aus Papier gemacht hatten, Jahre zuvor.
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Übersetzt von Julia Offermann
-
-
Die australische Wolldecke
-
Ein paar Besucher brachten sie
vor Jahren mit. Ich glaube,
sie war aus Kaschmir hergestellt, zu gut jedenfalls,
wie meine Mutter meinte, für Picknicks.
Rehbraun und milchig kakao-
rosarotbraun und cremefarben, duftete sie
süß und nussig wie diese
weichen, plüschgleichen Kängurus, Koalas und Wallabys,
die ich mir unter meinen Cork’schen Füßen vorstellte,
nebeneinander her hüpfend in einer heißen Traumwelt aus Gummibäumen,
wo der Kookaburra sich einen Ast lachte.
Die Lippen meines Vaters spitzten sich vor Freude
als er den Namen des Ortes Geelong aussprach,
so als ob er kurz davor wäre
in ein unsichtbares Didgeridoo zu blasen.
Ich steckte meine Nase in die gefaltete Süße der Wolldecke,
und flüsterte
Känguru, Koala, Wallaby,
und dachte dabei an die Picknicks, die uns noch bevorstanden,
wenn die Wolldecke alt genug sein würde,
um sie mit hinauszunehmen und unten am Fluss auszubreiten.
Jahre später, als ich in der Trockenkammer stöberte,
fand ich sie, noch immer gefaltet, alt und seltsam
geruchlos. Die Motten hatten sich durch sie hindurch genagt
und als ich sie öffnete, formten die Löcher
ein Muster wie die Schneeflocken und Sterne,
die wir vor Jahren aus Papier schnitten.

Übersetzt von Maria Luise Schlay

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