Brian im All-Night Café
Er ist bei seiner zweiten Tasse und tut es schon wieder:
Reißt mit beiden Händen vorsichtig auf,
der kleine Finger löst die rauschende Kaskade aus.
Mit starrem Blick, als ob sich sein ganzes Leben
um dieses Ritual des Zuckerns drehen würde,
rührt er ihn zu Kreisen, die ihn runterziehen – tiefer und tiefer.
Während er seinen Kaffee trinkt, denkt er schon
an die Gewohnheit seiner Frau, die sich räuspert, ehe sie spricht,
dieses kleine hä-hm, dem er ein Ende setzen will,
aber es geht jetzt schon zu lange so – er ist sich kaum bewusst,
wann das angefangen hat, auf einmal war es ständig da
und kündigte selbst die geringste Bemerkung an: über das Essen, den Regen.
Er hat noch ein Päckchen Zucker, das er dreht und wieder aufklopft,
mit Zeigefinger und Daumen wieder dreht und aufklopft.
Und es geht schon so lange, er kann es wohl kaum
zur Sprache bringen, und selbst wenn er es täte,
sie würde es nicht abstellen können,
warum also alle beide unglücklich machen?
Drehen und wieder aufklopfen des ungeöffneten
Päckchens braunen Zuckers auf der gelben Resopalplatte.
Aber vielleicht sollte er doch etwas sagen,
damit sie weiß, dass sie ihm aus dem Weg gehen soll,
eines Tages, wenn es unerträglich
wird, was es fast schon ist. Und er greift
nach dem dicken, weißen Henkel der übergeschwappten Tasse.
Übersetzt von Chrissanti Moukrioti
Brian im 24-Stunden-Café
reißt sorgfältig auseinander mit beiden Händen,
der kleine Finger schnipst die sch-sch! Kaskade.
Er stiert als sei sein ganzes Leben gebündelt
in diesem Ritual zu zuckern,
rührt ihn in Kreise, die ihn tiefer ziehen, immer tiefer.
Während er seinen Kaffee trinkt, denkt er wie immer
an die Gewohnheit seiner Frau sich zu räuspern ehe sie spricht,
das kleine he-khe, das er stoppen möchte,
aber es geht jetzt schon zu lang – er weiß kaum,
wann es anfing, es war plötzlich immer da,
begleitete noch das belangloseste Reden übers Wetter, übers Essen.
Er hat ein andres Päckchen Zucker, dreht’s und klopft’s,
Zeigefinger und Daumen drehen und klopfen.
Und es geht schon so lang, er kann’s kaum
jetzt erst bereden, und selbst wenn,
sie könnte es doch nicht stoppen, also:
warum sie beide unglücklich machen?
Dreht und klopft das ungeöffnete
Beutelchen braunen Zucker auf den gelben Plastiktisch.
Aber vielleicht sollte er jetzt etwas sagen,
damit sie weiß, sie muß ihm aus dem Weg gehen
eines Tages, wenn es wirklich
unerträglich wird, was es fast schon ist. Und er langt
nach der übergeschwappten Tasse dickem weißem Griff.
Übersetzt von Julia Offermann
zieht es vorsichtig mit beiden Händen auseinander
mit dem kleinen schnippenden Finger, der den Inhalt wie einen Wasserfall hineinrauschen lässt.
Er starrt darauf, als ob sein gesamtes Leben
zentriert sei auf dieses Ritual des
Zucker-Hinein-Schüttens,
rührt ihn in Kreise, die ihn tief nach unten ziehen.
Während er Kaffee trinkt, wird er an die Angewohnheit
seiner Frau denken, wie sie sich räuspert,
bevor sie zu sprechen beginnt,
dieses kleine "ähem" möchte er stoppen,
doch das geht schon viel zu lange so - kaum ist er sich dessen bewusst,
wann es begann, plötzlich war es immer da und kündigte
die nur allerkleinste Äußerung an bezüglich des Essens, des Regens.
Er hat ein weiteres Päckchen Zucker, wendet und schüttelt es,
mit dem Zeigefinger und dem Daumen wendet und schüttelt er es.
Und es geht schon so lange so, dass er es jetzt
kaum erwähnen kann, und selbst, wenn er das täte,
wäre sie nicht fähig, damit aufzuhören,
weshalb also sollte er sie beide unglücklich machen?
Er wendet und schüttelt es,
das ungeöffnete Päckchen braunen Zuckers auf der gelben Kunst-Harz-Tischplatte.
Vielleicht aber könnte er jetzt etwas sagen,
sodass sie darum weiß, ihm aus dem Weg zu gehen,
eines Tages, wenn es unerträglich wird, wie es beinahe schon geworden ist.
Und er greift nach dem dicken weißen Henkel seiner verschütteten Tasse.
Brian im Nachtcafé
reißt mit beiden Händen vorsichtig auf,
ein kleiner Finger, der den rauschenden Wasserfall herausschüttelt.
Er starrt, als ob sein gesamtes Leben
sich auf dieses Ritual des Zuckerns richtet,
rührt es zu Strudeln, die ihn immer weiter nach unten ziehen.
Während er seinen Kaffee trink, wird er
über die Gewohnheit seiner Frau nachdenken, sich vor dem Sprechen zu räuspern,
dieses kleine erm-hm, das er stoppen will,
aber es ist jetzt zu lange her – er ist sich kaum darüber bewusst,
wann es anfing, plötzlich war es immer da,
als Ankündigung selbst der geringsten Erwähnung des Abendessens, des Regens.
Er hat noch ein Päckchen Zucker, dreht und schüttelt es,
Daumen und Zeigefinger drehen und schütteln.
Und es ist schon so lange her, er kann es jetzt
kaum erwähnen, und selbst wenn er es tun würde,
wäre sie nicht in der Lage aufzuhören, warum also
sie beide unglücklich machen?
Er dreht und schüttelt das ungeöffnete
Sachet braunen Zuckers auf dem gelben Resopal.
Aber er sollte jetzt wohl etwas sagen,
um ihr mitzuteilen, ihm aus dem Weg zu gehen
wenn es eines Tages unerträglich wird,
es ist fast so weit. Und er greift
nach dem dicken, weißen Griff der übergeschwappten Tasse.
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