Mim Darlington lebt im südlichen England in der Nähe von Dartmoor in Devon. Sie gehört den Moor Poets an, schreibt freiberuflich Zeitungsartikel, Lyrik und Kinderbücher. 2005 gewann sie einen Peterloo prize for poetry und veröffentlicht seither in Anthologien und zahlreichen Lyrik-Zeitschriften. Sie arbeitet gerne mit anderen Schriftstellern und Dichtern zusammen, wie z. B. mit Lucy Lepchani, mit der sie als „The Honeytongues“ auftritt. Mim ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund.
FLORA,
Eine unbedeutende Göttin
Am ersten Tag zeichnete sie die Anatomie ihres Herzens
und legte sie über einen Fleck überwucherte Wildnis
am zweiten Tag wickelte sie das Unkraut um sich
herum so dass die Erde brach lag und sie grün war
am dritten Tag schritt sie über den nackten Erdboden
und nähte einen sorgfältigen Teppich aus Samen
am vierten Tag suchte sie mit einer Wünschelrute nach Quellen
und verstärkte deren Mündung mit Granit und Felsen
am fünften Tag brachte sie Kinder hinein um Beeren zu pflanzen
und sie über Gärten und Verstecke zu beraten
am sechsten Tag ruhte sie nicht, weil jede Frau weiß
was passiert wenn man eine Sache eine Minute lang aus den Augen lässt
am siebten Tag kamen Regenwürmer, Schnecken, Insekten, Eidechsen,
Wiesel und Liebende, gefolgt von vielen Vögeln
an jenem Tag stattete Gott einen Überraschungsbesuch ab
und ließ auf seinem Weg hinaus das Tor offen
und später merkten sie, dass er seine Schuhe vergessen hatte.
Übersetzt von Miriam Bross
FLORA,
Eine mindere Gottheit
Am ersten Tag zeichnete sie die Anatomie ihres Herzens
und legte es über ein Stück überwucherte Wildnis
am zweiten Tag wand sie das Unkraut rund um sich,
dass die Erde bar war und sie grün
am dritten Tag ging sie über den nackten Boden
einen sorgfältigen Teppich aus Samen knüpfend
am vierten Tag tauchte sie ein nach Quellen zu suchen,
festigte ihr Ausströmen mit Granit und Felsen
am fünften Tag brachte sie Kinder, um weiche Früchte zu pflanzen
und anzuleiten über Gärten und versteckte Plätze
am sechsten Tag ruhte sie nicht, denn jede Frau weiß, was passiert,
wenn sie ihre Augen nur eine Minute von etwas Bestimmten abwendet
am siebten Tag kamen Würmer, Schnecken, Insekten, Eidechsen, Wiesel
und Liebhaber, gefolgt von vielen Vögeln
an diesem Tag machte Gott einen überraschenden Besuch
und als er ging, ließ er das Tor offen
später fanden sie seine zurückgelassenen Schuhe.
Übersetzt von Barbara Oberhäuser
FLORA,
Eine niedere Göttin
Am ersten Tag entwarf sie die Anatomie ihres Herzens
und übertrug sie auf einen Flecken überwucherte Wildnis
am zweiten Tage wand sie die Gräser rund um
sich selbst, so dass die Erde bar ward und sie grün
am dritten Tage wandelte sie über die nackte Erde
und nähte einen feinen Gobelin aus Samen
am vierten Tage erspürte sie Quellen
verstärkte ihr Fließen mit Granit und Gestein
am fünften Tage brachte sie Kinder, zarte Früchte zu pflanzen
und über grüne Flächen und verborgene Plätze zu beraten
am sechsten Tage ruhte sie nicht, denn jede Frau weiß
was passiert, lässt man ein gewisses Etwas nur einen Moment aus den Augen
am siebten Tage kamen Schnecken, Regenwürmer, Eidechsen, Insekten,
Wiesel und Verliebte herbei, und viele Vögel folgten
an jenem Tag kam Gott auf einmal auf Besuch
und auf dem Weg hinaus ließ er die Pforte offen
und im nach hinein bemerkten sie, dass er seine Schuhe hinterlassen hatte.
Übersetzt von Sabine Stiglmayr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen