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Wir begrüßen Sie ganz herzlich auf dem Blog des internationalen Übersetzerprojektes poetry tREnD. Sie finden hier Texte, die wir nach dem Werkstatt-Prinzip übersetzt haben. Wir wünschen Ihnen beim Lesen viel Spaß!


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Sonntag, 21. Juni 2009


Jane Routh ist Dichterin und Photographin. Sie betreibt Forstwirtschaft und hält Gänse im Wald von Bowland, im Norden von Lancashire, wo sie seit 30 Jahren lebt. Auf die Bücher des amerikanischen Schriftsteller Charles Wright kommt sie immer wieder gerne zurück und sie würde weite Wege in Kauf nehmen um Ausstellungen von Photographen wie Thomas Joshua Cooper oder Olivia Parker sehen zu können. Als erfahrene Lehrerin, war sie Dozentin an der Poetry Business Writing School.
Ihre erste Sammlung Circumnavigation (2002) gewann die Poetry Business Competition. Teach Yourself Mapmaking folgte im Jahr 2006.

Christoph Hueber



Signalflagge K: Ich möchte mit dir sprechen
KILO

Abends sitzen wir auf den Felsen über der Bucht
und beobachten die Gezeiten. Wenn sich ein
schönes Abendrot ankündigt, nimm die Jacke und einen Apfel.
Ein Nicken kann bedeuten, dass der Bussard zurück ist
auf dem Zaunpfahl, eine kleine Geste kommentiert
die dunkle Schliere in den Wellen.
Keiner von uns beiden hat etwas zu sagen,
bedeutend genug, um das Schweigen zu brechen.
Ich glaube, ich mag Ebben am liebsten,
die ganze Bucht eine entleerte Schüssel,
der verpasste Augenblick des Wechsels.

Im Winter werden wir die Sessel
näher an den Ofen rücken, alle Lampen anzünden
und uns Gedichte vorlesen,
die wir nicht verstehen.
Der Klang sagt meistens alles.
Wir können uns abwechseln, Tee und Orangen holen.
Vor dem Frühling kommt keiner hier raus.

Wenn ich wieder alleine bin und gewohnt an die Angst,
nachts, wenn die Schafe sich an die Wände drängen,
werde ich mich erinnern, an Takte der alten Melodien;
werde ich mich erinnern, ans Singen im Bad.
Eingehüllt in weißen Handtüchern werde ich hinaus starren
durch mein Spiegelbild hindurch, auf die dunkle See.
Auf die roten Lichter eine halbe Meile draußen,
finde eine matte Deckbeleuchtung mit dem Fernglas
und beobachte die nächtliche Arbeit von winzigen Gestalten.

Übersetzt von Christoph Hueber



Winkerflagge K: Ich möchte Verbindung mit Ihnen aufnehmen
KILO

Abends sitzen wir auf Felsen über der Bucht
und beobachten die Gezeiten. Gibt es Anzeichen
für einen guten Sonnenuntergang, greif dir eine Jacke und einen Apfel.
Ein Nicken kann andeuten, dass der Bussard zurück ist
auf dem Zaunpfahl, eine unscheinbare Geste
einen dunklen Streif in den Wellen hinterfragen.
Keiner von uns hat etwas zu sagen,
das bedeutend genug wäre, um die Stille zu durchbrechen.
Ich glaube, die niedrigen Springwasser sind mir am liebsten,
die ganze Bucht ein leeres Becken,
der ungreifbare Augenblick vom Wechsel zwischen Ebbe und Flut.

Im Winter werden wir die Sessel
näher an den Ofen rücken, die Lichter entzünden
und uns einander Gedichte vorlesen,
die wir nicht verstehen,
für den Fall, dass Klang für sich spricht.
Wir können abwechselnd Tee und Orangen holen.
Niemand kommt hierher bis es Frühling wird.

Sobald ich wieder alleine lebe und Ängste gewohnt bin,
nachts wenn Schafe gegen die Wände reiben,
erinnere ich mich womöglich wieder Fetzen alter Melodien;
vielleicht erinnere ich mich daran, im Bad zu singen.
Eingehüllt in weiße Handtücher starre ich
durch meine Reflektion hinaus auf die dunkle See
nach roten Lichtern eine halbe Meile entfernt,
finde ein schwaches Decklicht mit Ferngläsern
und beobachte die Nachtarbeit winziger Gestalten.

Übersetzt von Maria Luise Schlay



Signalflagge K: Ich möchte mit Ihnen Verbindung aufnehmen
KILO

An den Abenden sitzen wir auf Felsen über der Bucht
und schauen den Gezeiten zu. Wenn es nach einem vielversprechenden
Sonnenuntergang ausschaut, schnapp dir eine Jacke und einen Apfel.
Ein Wink könnte besagen der Bussard ist zurück
auf dem Zaunpfahl, eine kleine Geste
könnte nach einem dunklen Streifen in den Wellen fragen.
Keiner von uns hat etwas zu sagen,
das es wert wäre, die Stille zu unterbrechen.
Das Ablaufen der Ebbe bei Voll- und Neumond habe ich am liebsten,
die gesamte Bucht ein ausgelassenes Becken,
der Augenblick des Wechsels, den man nicht einfangen kann.

Im Winter werden wir die Polstersessel
näher an den Ofen schieben, alle Lampen
anmachen und einander Gedichte vorlesen,
die wir nicht verstehen,
sofern der Klang für sich selbst spricht.
Wir können einander Tee und Orangen holen.
Kein Mensch kommt vor dem Frühling hier raus.

Wenn ich wieder alleine lebe und an die nächtlichen Ängste
gewöhnt bin, wenn die Schafe an den Wänden wetzen,
denke ich vielleicht an Fetzen alter Melodien;
denke ich vielleicht zurück ans Singen im Bad.
In weiße Handtücher gehüllt werde ich hinaus starren
durch mein Spiegelbild auf die finstere See
nach roten Lichtern eine halbe Meile entfernt,
ein schwaches Deckslicht mit dem Fernglas ausmachen
und dem Nachtwerk winziger Gestalten zusehen.

Übersetzt von Sabine Stiglmayr



Signalflagge K: Ich will Kontakt aufnehmen
KILO

Am Abend sitzen wir auf Felsen oberhalb der Bucht
und beobachten die Gezeiten. Wenn sich ein lohnender
Sonnenuntergang ankündigt, hol eine Jacke und einen Apfel.
Ein Wink könnte meinen, der Bussard ist zurück
auf dem Zaunpfosten, eine kleine Geste
erkundet eine dunkle Strähne in den Wogen.
Keiner von uns hat etwas so sehr von Bedeutung zu berichten,
dass es sich lohnen würde, das Schweigen zu brechen.

Ich denke, ich mag am besten die niedrigen Gewässer,
die ganze Bucht ein entleertes Becken,
der ewig flüchtige Augenblick der Wende.
Im Winter werden wir die Sessel dem Ofen
näher rücken, die Lampen allesamt anzünden
und einander Gedichte, die wir nicht verstehen,
vorlesen, des Klanges wegen.
Abwechselnd werden wir Tee und Apfelsinen holen.
Es kommt kaum einer hier raus vor dem Frühling.

Wenn ich wieder alleine lebe und mich an die Furcht gewöhne
nachts wenn die Schafe an die Wände reiben,
erinnere ich mich vielleicht an Fetzen alter Weisen;
erinnere ich mich vielleicht an das Singen im Bad.
Umhüllt in weisse Tüchern werde ich,
durch meine Spiegelung hindurch, Ausschau halten
nach roten Lichtern, Meilen entfernt, auf dem dunklen Meer,
werde mit meinem Fernglas ein blasses Licht entdecken
werde das Nachtschaffen winziger Silhouetten beobachten.

Übersetzt von Aprilia Zank