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Wir begrüßen Sie ganz herzlich auf dem Blog des internationalen Übersetzerprojektes poetry tREnD. Sie finden hier Texte, die wir nach dem Werkstatt-Prinzip übersetzt haben. Wir wünschen Ihnen beim Lesen viel Spaß!


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Freitag, 17. April 2009


Caroline Price wuchs in Sussex und später in Suffolk auf. Sie studierte Musik an der Universität von York, und Violine an der Guildhall School of Music and Drama in London. Sie lebt nun bei Tunbridge Wells und arbeitet für Kent Music. In ihren späten Zwanzigern widmete sie sich erstmals ernsthaft dem Schreiben von Gedichten, und 1987 wurde ihre erste von inzwischen drei Gedichtsammlungen, Thinking of the Bull Dancers, veröffentlicht (Littlewood Press). Im Laufe der folgenden Jahre gewannen ihre Gedichte viele Preise und erschienen in zahlreichen Magazinen und Anthologien. 2007 wurde Caroline mit einem Aufenthalt in der Villa Marguerite Yourcenar ausgezeichnet, einem Zentrum für europäische Schriftsteller im Norden Frankreichs, um ihre Arbeit an ihrem dritten Gedichtband, Wishbone, fertig zu stellen, der im November 2008 (Shoestring Press) veröffentlicht wurde.

Maria Luise Schlay

Letzter Ruf

Schaut jenseits des Hauses wo Fremde leben
und über den Rasen hinweg: vor der Pappelhecke,
dort begrub sie seine Asche, beschattet vom Geist
eines Gemüsegartens, jetzt nicht mehr
als ein Rechteck dunkleren Grüns –

er hatte begonnen, bereits bevor er starb,
sein Grundstück, dessen Ecken mit Gras zuwachsen zu lassen,
der Rhabarber verdichtete sich, verirrte Keime und Zwiebeln
verwilderten, die Furchen übersät mit Kartoffeln
wie Fingerknöchel so winzig; jedes Jahr

grub er etwas Erde um aber bearbeitete sie weniger,
erlaubte Wildgräsern sich selbst zu sähen
und Tauben und Fasanen sich ihren Weg zu picken,
ungestört, dabei andere Samen abzulegen
so dass Disteln bald empor schossen und rote Taubnesseln, Ehrenpreis;

eine allmähliche Vorführung aller Wildblumen der Gegend,
dabei keine so zahlreich wie die Mohnblumen, die sie
an jenem nächsten Morgen sah, die plötzlich da waren,
ihr, im Küchenfenster stehend, ins Auge fielen,
ein Ausbruch, eine tanzende Linie Rot.

Übersetzt von Miriam Bross


Letzter Aufruf

Schau, hinterm Haus wo Fremde leben,
auf der anderen Seite des Gartens: vor der Pappelhecke,
dort begrub sie seine Asche, im Phantom
eines Gemüsebeetes, nun nicht mehr
als ein Rechteck von satterem Grün ––

er hatte, schon bevor er starb,
begonnen, sein Beet überwuchern zu lassen, die Ecken unsauber,
der Rhabarber dichter, verirrte Sprösslinge und Zwiebeln
verwildert, die Furchen überfüllt mit Kartoffeln
so klein wie Fingerknöchel; jedes Jahr

hatte er ein wenig Erde umgegraben, aber weniger bearbeitet
und so den wilden Gräsern erlaubt, sich selbst auszusäen
und Tauben und Fasanen gestattet, sich ungestört ihren Weg
zu picken, weitere Samen zu verteilen,
so dass schon bald Disteln sprossen und rote Taubnessel, Ehrenpreis;

nach und nach ein großer Auftritt aller Wildblumen ringsum,
wenn auch nie so üppig wie die Mohnblumen, die sie an
diesem nächsten Morgen sah, die so plötzlich da waren
und ihren Blick vom Küchenfenster her einfingen,
eine Explosion, eine tanzende Linie von Rot.

Übersetzt von Anna Hubrich


Letzter Ruf

Schau vorbei an dem Haus wo Fremde leben
und über den Rasen hinweg: dort vor der Hecke aus Pappeln
begrub sie seine Asche, im Schatten
eines Gemüsegartens, nun allenfalls noch
ein Rechteck tieferen Grüns –

schon vor seinem Tode hatte er es zugelassen,
dass sein Stück Land mit Gras überwucherte, dessen Ränder zuwuchsen,
der Rhabarber sich verdichtete, verirrte Sprösslinge und Zwiebeln
verwilderten, die Furchen übersät waren mit Kartoffeln
so winzig wie Fingerknöchel; jedes Jahr

etwas Erde gewendet, aber kaum noch bearbeitet,
den struppigen Gräsern ihre Saat selbst überlassen
und Tauben und Fasane pickten sich ungestört
ihren Weg, ließen andere Samen zurück,
so dass alsbald Disteln trieben, und rote Taubnesseln, Ehrenpreis;

nach und nach zeigten sich all die wilden Blumen der Gegend,
doch nichts in einer solchen Fülle wie der Klatschmohn, den sie
an jenem nächsten Morgen sah, der plötzlich da war
und ihren Blick aus dem Küchenfenster einfing,
ein Ausbruch, ein tanzendes Band aus Rot.

Übersetzt von Maria Luise Schlay