Miriam Bross
Die Musen des Duschraums
Sie sind da, hinter dem Duschvorhang,
sondern die Trunkenheit von Rosen, die Ruhe von Geranien
gemischt mit Salz eines frischen Schwimmens ab.
Eingeschlichen, unter dem Oberteil eines Tankinis ist eine Seegrasblüte.
Was gibt es noch zu sagen? Dennoch beschatten sie
die Ruhe der Distanz: Wenn ich eine Birne auswechsele
oder die Toilette beim Aufwachen nachts brauche,
bestehen sie darauf, bei dem Thema zu bleiben, wie die Flut
die Muschelgrenze erreicht hat, der Abend weht in die Bucht
hinein, fordern nur, dass die Wellen an der Kante
der Konsonanz brechen, dass Vokale mit dem
Hauch der Beinahe-Ertrunkenen belegt werden,
die, deren Leben sich zum Ende hin abspult,
die Seekühe einen letzten Ruf abgeben hören.
Von Syntax wünschen sie sich eine Überschwänglichkeit, eine Ein-heit
zwischen Textkorpus und ihren eigenen flüssigen Zügen.
Was wenn ich die steinigen Steilhänge, bewegtes Licht
und brechende Flächen nicht vermitteln kann? Oder wenn ich im
Sumpf zwischen den Worten scheitere, die Macht der
untergetauchten Erzählung von der Liebe Verluste und dem Altwerden
nicht anzudeuten vermag? Werden sie mich verfolgen bis die Arbeit
getan ist? Bis sie, unberührt vom aufkommenden Winter,
sich in den gestauten Wassern der Seite aalen?
Aber ich höre sie jetzt – aus dem Meer aufsteigen
und auf den Duschraum zusteuern ... sie ziehen ihre Handtücher
den sandgefluteten Boden entlang! Ja, ich kann die Schläge ihr
Rückrad entlang spüren, schmecke den Duft, der ihre Silhouetten umspült.
Übersetzt von Miriam Bross
Die Duschraummusen
Sie sind dort hinter dem Duschvorhang,verströmen die Betörung von Rosen, die Stille von Geranienvermengt mit dem Salz vom Schwimmen gerade.
Unter den BH eines Tankinis geschlüpft ist eine Seegrasblume.Was noch zu sagen? Und doch folgen sie stetsder Ruhe der Ferne: wenn ich eine Glühbirne wechsle
oder auf die Toilette muss beim nächtlichen Erwachen,bestehen sie darauf bei dem Thema zu bleiben, dass die Flutden Muschelsaum erreicht hat, der Abend weht
in die Bucht, fordern nur, dass die Wellen am Uferdes Gleichklangs brechen, dass Vokale beschert werdenvon der stöhnenden Eigenschaft beinah Ertrunkener,
die, während ihr Leben sich dem Ende nah abspult,den Manati ein letztes Mal rufen hören.Syntaktisch ersehnen sie sich eine Weite, eine Einheit
von Textkörper und ihren eigenen flüssigen Zügen.Was, wenn ich die felsigen Steilklippen nicht vermitteln kann,sich wandelndes Licht und brechende Oberflächen? Oder wenn es misslingt
im Schlick zwischen den Worten die Kraftder überspülten Erzählung von den Verlusten der Liebeum vom Altwerden anzudeuten. Werden sie mich verfolgen bis die Arbeit
getan ist? Bis sie, vom herannahenden Winter unberührt,sich in den aufgetürmten Wassern der Seite aalen?Aber nun höre ich sie – wie sie aus dem Meer auftauchen
und in Richtung Duschraum ziehen… ihre Handtücher den Sand bespülten Boden entlang schleifend! Ja, ich fühle das Peitschenentlang ihres Rückens, schmecke den Duft, der ihre Silhouetten umspielt.
Übersetzt von Theresa Neumeier
Die Badezimmermusen
Sie sind hinter dem Duschvorhang,
wo sie Wucht von Rosen und Stille von Geranien verströmen,
vermengt mit dem Salz vom Schwimmen eben.
Die Seetangblüte stahl sich unters Oberteil vom Badeanzug.
Was braucht es mehr zu sagen? Noch immer werfen sie den Schatten
auf die Ruhe der Entfernung: wechsle ich die Birne
oder such ich, nachts erwacht, das Badezimmer auf,
beharren sie darauf, Gedanken festzuhalten: ob wohl die Strömung
die Geröllkante erreichte, dass der Abend in die Bucht
geweht sei, und sie fragen nur danach, dass die Wellen sich am Rand
des Gleichklangs brechen, dass Vokalen
das Leiern von beinah Ertrunkenen zu eigen sei,
die sich das Leben, dem Ende nah, zurückspulen
und zum letzten Mal den Ruf der Seekuh hören.
Nach Syntax und nach Dimension verlockt es sie, als Einheit
Zwischen Leib des Textes und dem eignen strömenden Takt.
Doch was, wenn ich das Felsenriff nicht abtragen kann,
in der Brechung von Licht und Oberfläche? Oder wenn ich scheitere
im Schlick zwischen den Worten, um die Macht
der versunkenen Geschichte von verlorner Liebe anzudeuten
und darüber alt werde? Werden sie mir nachsetzen bis das Werk
vollendet ist? Bis dass sie, unberührt vom Winter der hereinbricht,
sich im abgestandnen Wasser der Seiten aalen?
Doch ich hör sie jetzt – sie tauchen aus dem Meer empor
und zum Badezimmer streben sie … hinter ihnen schleift das Handtuch
auf dem sandüberspülten Boden! Ja, ich spür das Aufklatschen,
bis hinab in ihr Mark und schmecke das Aroma beim Umspielen ihrer Umrisse.
Übersetzt von Isabella Wiegand