Sabine Stiglmayr
Bild in Grau
Da ist das Gefühl eines Flusses hinter einer niedrigen Mauer; Fußspuren im Herbstlaub, grauer Schein aus dem Dunst. Da sind Stunden unvergossenen Regens. Das ist eine Insel mit Straßenpflastern und zerbröckelten Häuserblocks; tiefe Landschaft, keine Farbe hier. Nichts zu tun als abwarten, bis die Lampen angezündet werden.
Fliegen in der Buttermilch flüstert das Lied. Irgendwas kratzt und gräbt. Auf dem Damm steht verloren ein steinerner Löwe im Nebel. Seine Tatze nach oben gewandt. Er fleht.
Ich verabscheue meine Vergangenheit und auch die von allen anderen brummt Magritte während er den Löwen skizziert. Er denkt über Geschützfeuer nach und einfallende Truppen. Fügt einen Mann auf der Brüstung hinzu mit Rücken zu uns; er starrt über den Vorsprung. Gibt ihm schwarze Flügel von den Schulterblättern hinunter auf den Grund. Überlegt einen Titel: Erbsensuppe, Verdrießlichkeit Paris’, Philadelphia, mal du pays... verdichtet den Nebel.
Fledermäuse zittern davon als die alten Lampen angezündet werden. Da sind Risse im Gemäuer und ein frostiger Wind. Eine Taube liegt tot in verstreutem Laub. Stunden noch bis zum Regen.
Übersetzt von Florian Hottarek
Bild in Grau
Ein gefühlter Fluß hier hinter einer niedrigen Mauer; Fußstapfen auf gefallenem Laub,
graues Licht durch den Nebel. Stunden vor dem unvergossenen Regen. Dort
Pflaster-Insel und verfallene Gebäude; eine niedrige Landschaft, hier keine Farbe.
Nichts zu tun, als warten, dass die Lampen angezündet werden.
Fliegen in der Buttermilch flüstert das Lied. Etwas kratzt und gräbt.
Am Wehr ein Steinlöwe verloren im Nebel, seine Pranke ist umgedreht. Er bettelt.
Ich verachte meine Vergangenheit und die eines jeden sonst murmelt Magritte als er den Löwen skizziert. Denkt an Gewehrfeuer und einmarschierende Truppen. Fügt einen Mann hinzu am Brückengeländer mit dem Rücken zu uns; er starrt hinüber ans Ufer. Gibt ihm schwarze Flügel von den Schulterblättern runter bis zum Boden. Überlegt einen Titel: Erbsensuppe, Verdruß von Paris, Philadelphia, mal du pays...Verdichtet sich der Nebel.
Fledermäuse jagen davon, als alte Lampen angezündet werden. Es sind Risse im Mauerwerk und ein frostiger Wind. Eine Taube liegt tot im verstreuten Blätterhaufen. Es sind noch Stunden des Regnens.
Übersetzt von Barbara Oberhäuser
Bild in Grau
Man erahnt den Fluss hinter der niedrigen Mauer; Schritte auf totem Laub,
graues Licht aus dem Dunst. Stunden vor dem unvergossenen Regen. Es
ist eine Insel aus Pflaster und verfallenen Steinblöcken; eine flache
Landschaft, bar jeder Farbe. Es bleibt nur auf das Entzünden der Laternen
zu warten.
Flies in the buttermilk säuselt das Lied. Etwas kratzt und gräbt. Auf dem
Damm verliert sich ein steinerner Löwe im Nebel. Seine Pranke ist nach
oben gewandt. Er bettelt.
Ich verabscheue meine Vergangenheit und die aller anderen murmelt
Magritte, als er den Löwen zeichnet. Denkt an Artelleriefeuer und
herannahende Truppen. Fügt einen Mann am Brückengeländer hinzu, den
Rücken zu uns gewandt; er blickt starr über die Kante. Gibt ihm schwarze
Flügel von den Schulterblättern bis hinunter zum Boden. Sinniert über
einen Titel: Erbsensuppe, Pariser Spleen, Philadelphia, mal du pays…
Verdichtet den Nebel.
Fledermäuse jagen heraus, als die alten Laternen entzündet werden. Das
Mauerwerk ist unterbrochen von ovalen Öffnungen und frostigem Wind.
Eine Taube liegt tot zwischen verwehten Blättern. Stunden vor dem Regen.
Übersetzt von Sabine Stiglmayr